Die sozialen Misstände zeigen sich in der Pandemie wie unter einem Brennglas
Erschienen in: Über:morgen, Das Mitgliedermagazin der Grünen Jugend, Ausgabe 2, April 2021
Als es zu Beginn dieses Jahres zur Pflicht wurde, FFP2-Masken statt selbstgeschneiderter Baumwolltücher zu tragen, stand eine Frage schnell im Raum: Wie sollen sich das Leute leisten, die kein Geld haben? Nur hatte sich diese Frage die Bundesregierung gar nicht gestellt, sondern allen voran die Betroffenen. Auf einer Bundespressekonferenz hakte der Journalist Tilo Jung stellvertretend nach: »Wie sollen sich ökonomisch schwache Menschen diese Masken leisten?« Die zuständige Staatssekretärin erklärte, man habe nun beschlossen, auch OP-Masken zuzulassen, diese, so fügte sie hinzu, würden besser schützen als Baumwolltücher und seien eher erschwinglich. Mit anderen Worten: Billiger. Aber nicht so sicher.
Die Reaktion der Bundesregierung offenbart mehr als sie von sich weiß: Nicht nur zeigen sich in der Krise die sozialen Missstände wie unter einem Brennglas, auch ein spezifischer Blick auf Armut tritt sichtbarer zu Tage: Armut scheint so natürlich wie ein Gewitter, wen es trifft, der hat selbst schuld. Oder Pech. Im Normalbetrieb werden Menschen, die kein oder wenig Geld zum Leben haben, daher notdürftig verwaltet: »gefördert und gefordert«. In der Krise stehen sie hinten an…